Mit dem Übergang von ITIL v3 zu ITIL 4 hat sich auch der Fokus von ITIL selbst verändert: Während sich die alte Version vor allem an Organisationen oder IT-Abteilungen richtete, liegt der Fokus bei ITIL 4 auf der gesamten Organisation mit Schwerpunkt auf dem digitalen Service Management.
In der Praxis war die IT früher die treibende Kraft für das „Business as usual“, während sie heute durch Innovation neue Geschäftsfelder und Kontexte in einer breiteren Perspektive der digitalen Organisation vorantreibt.
Digitale Organisation – Definition
Eine digitale Organisation ist eine Organisation, die dank der Einführung der digitalen Technologie in der Lage ist, ihre Geschäfte auf innovative Weise und in größerem Umfang zu führen.
Für eine digitale Organisation ist die digitale Technologie von entscheidender Bedeutung: Es geht nicht nur um die Dematerialisierung, z. B. die Umstellung von Papier- auf elektronische Rechnungen, sondern auch um Geschäftsmodelle, denn die Digitalisierung ermöglicht es der Organisation, Produkte oder Dienstleistungen herzustellen, die vorher nicht möglich waren.
Die digitale Technologie treibt die Entwicklung voran und nicht das Unternehmen selbst. Digitale Organisationen müssen digitale Technologie anwenden, sie müssen dies schnell tun und sie müssen die Markteinführung beschleunigen und auf schnelle Veränderungen vorbereitet sein.
ITIL zielt darauf ab, digitale Organisationen bei der Anwendung digitaler Technologie zu unterstützen, um auf die Bedürfnisse des Unternehmens entsprechend grundlegender Variablen wie Zeit bis zur Markteinführung, Zeit bis zum Wandel und Geschwindigkeit zu reagieren.
Brauchen alle Organisationen HVIT?
Das Konzept der Geschwindigkeit kann sich je nach Organisation ändern: Einige Organisationen sind digitaler als andere, und einige müssen schneller sein als andere, aber das bedeutet nicht, dass die gesamte Organisation auf High Velocity umstellen muss.
Eine Lösung könnte beispielsweise darin bestehen, High Velocity IT auf kundenorientierte und Front-Office-Systeme anzuwenden, aber einen traditionellen Back-Office-Ansatz beizubehalten.
Es muss also nicht unbedingt jede Organisation HVIT anwenden, aber auch nicht jede Abteilung einer Organisation muss mit der gleichen Geschwindigkeit vorgehen.
Wie kann eine Organisation mit der digitalen Transformation umgehen?
Die digitale Transformation und die IT-Transformation sind zwei sehr unterschiedliche Konzepte. Die Geschäftsdienste müssen nämlich von den reinen IT-Aspekten getrennt werden: Eine Organisation kann eine digitale Transformation durchlaufen, indem sie ihren Betrieb auf eine völlig andere Art und Weise führt oder ander
e Dinge tut als zuvor.
In Unternehmen, in denen die Geschäfts- und die IT-Abteilung stark voneinander getrennt sind und wenig miteinander zu tun haben, wird die Transformation oft nur auf die IT-Abteilung angewendet. In diesem Fall sprechen wir von IT-Transformation und nicht von digitaler Transformation, denn wenn es nur um die Verbesserung interner IT-Dienste geht, hat die Transformation kaum Auswirkungen auf die Kundeninteraktion:
In digitalen Unternehmen hingegen treibt die IT die Geschäftsbereiche dazu an, neue Märkte zu erschließen oder neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln. Im Vergleich zu herkömmlichen Produkten bieten diese Organisationen dann digitale Produkte und Dienstleistungen an.
Lebenszyklus digitaler Produkte
Ein digitales Produkt liegt vor, wenn unter den Ressourcen, aus denen das Produkt besteht, und den damit verbundenen Interaktionsdiensten die digitale Technologie eine herausragende Rolle spielt.
Digitale Dienstleistungen basieren auf einem oder mehreren digitalen Produkten, die die Erfahrung des Nutzers grundlegend verändern können, wie z. B. Online-Banking, digitale Buchung von Flugtickets, Streaming-Dienste usw
In diesem Zusammenhang ändert sich auch die Logik in Bezug auf den Lebenszyklus eines digitalen Produkts, sowohl aus der Sicht des Kunden (Dienstleistungskonsumenten) als auch aus der Sicht des Dienstanbieters.
Zwei Perspektiven: der Dienstleistungsnehmer und der Dienstleistungsanbieter
Aus der Sicht des Dienstleistungs Konsumenten beginnt der Lebenszyklus, wenn der Kunde nach der Lösung für ein mögliches Bedürfnis sucht. Für den Kunden ist das Bedürfnis der Auslöser für die Idee eines möglichen Produkts.
Aus der Sicht des Dienstleistungsanbieters hingegen beginnt der Lebenszyklus mit Marktforschungsaktivitäten, um Investitionsmöglichkeiten für neue Kunden und potenzielle Kunden für bestehende Produkte zu finden.
Wenn ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung aus der Sicht eines Kunden nicht mehr zufriedenstellend ist, bedeutet dies nicht, dass dasselbe Produkt oder dieselbe Dienstleistung nicht auch für andere Kunden interessant sein kann: Aus der Sicht eines Dienstleistungsanbieters kann der Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung daher über die Perspektive eines einzelnen Kunden hinausgehen.
Das ITIL 4 Specialist High Velocity IT-Modul konzentriert sich auf Organisationen, die in dynamischen und agilen Kontexten arbeiten, und zeigt, wie das ITIL-Betriebsmodell, die Prinzipien und Praktiken im digitalen Bereich eingesetzt werden können, von der Optimierung bis zur radikalen Transformation. Alle Informationen zu den Kursen finden Sie im Kalender oder schreiben Sie uns!